Falsches Blut by Chris Culver

Falsches Blut by Chris Culver

Autor:Chris Culver [Culver, Chris]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Herausgeber: Blanvalet
veröffentlicht: 2013-10-29T23:00:00+00:00


13

Hannah packte ein paar Sachen in eine Reisetasche, dann machte sie sich auf den Weg zu ihrer Schwester. So schwer es mir auch fiel, sie gehen zu lassen – es war das Beste. Sie wollte, dass ich sie begleitete, doch dafür war es zu spät. Azrael und Karen Rea hatten bereits Robbie Cutting und Rachel auf dem Gewissen; und wenn ich nicht völlig danebenlag, hatten sie auch Rollo und James Russo getötet. Ich bezweifelte, dass sie auch nur eine Sekunde zögern würden, mir ebenfalls das Licht auszublasen. Wenn ich jetzt den Schwanz einzog, waren Hannah, Megan und ich so gut wie tot.

Ich wandte mich um, blieb jedoch auf der Türschwelle stehen. Die Polizei hatte die Tür aufgebrochen und dabei den Rahmen kaputtgemacht, so dass nun eine Kluft zwischen Türblatt und Zarge klaffte, die jedem Ungeziefer in der Stadt ausreichend Platz bot, um ungehindert hindurchzukrabbeln. Ich würde es nicht mehr schaffen, den Schaden vor Einbruch der Dunkelheit zu reparieren, deshalb holte ich mir ein Stück Holz aus der Garage und nagelte es auf das, was vom Türrahmen übrig war. Es würde zwar im Zweifelsfall niemanden daran hindern, sich Zugang zu meinem Haus zu verschaffen, aber wenigstens würde ich beim Nachhausekommen keine Eichhörnchen verjagen müssen.

Danach ging ich in die Küche und holte eine Dose Limonade aus dem Kühlschrank, mit der ich meine Stirn kühlte. Allem Anschein nach hatte Azrael meine Nachricht vom Vorabend erhalten und mir eine Erwiderung geschickt. Er mochte es auf einen Kampf anlegen, ich hingegen nicht. Stattdessen musste ich mir dringend eine neue Strategie überlegen. Ich kippte die Limo hinunter und warf die Dose in den Müll, dann ging ich hinaus zu meinem Wagen.

Ich ließ den Motor an, zog mein Notizbuch heraus und blätterte darin. Wenn die Auszüge aus dem Handelsregister stimmten, hatte ich Karen Reas Privatadresse und die Geschäftsanschrift von Sunshine Blood Products. Sie und Azrael schienen eine ganze Menge über mich zu wissen. Höchste Zeit, dass ich meine Hausaufgaben machte und ein bisschen mehr über sie in Erfahrung brachte. Laut meinen Aufzeichnungen lebte Karen in Fischers, einem wohlhabenden Viertel im Nordosten der Stadt. Ich gab die Adresse in mein Navigationsgerät ein, das die Fahrtzeit mit fünfundzwanzig Minuten und 14.30 Uhr als Ankunftszeit berechnete. Damit würde ich mehr als genug Zeit für meine Erkundungen haben, bevor die Leute von der Arbeit nach Hause kamen.

Ich schob den Automatikhebel vor und fuhr los.

Karens Wohnviertel war typisch für die Gegend. Häuser mit drei- bis vierhundert Quadratmetern Wohnfläche und Gärten von der Größe eines Baseballfelds, und das alles, ohne protzig oder angeberisch zu wirken. In diesen bewachten Wohnanlagen lebten wohlhabende Leute, die einfach nur fernab des korrupten Innenstadt-Sumpfs in Ruhe ihre Kinder großziehen wollten. Leider war das Viertel von einem hohen schmiedeeisernen Zaun umgeben, und vor der einzigen Zufahrt stand ein Häuschen mit einem Wachmann. Das machte die Dinge ein wenig komplizierter.

Ich hielt vor dem Wachhäuschen und ließ das Fenster herunter. Ein Typ Anfang dreißig mit bulligem Nacken und entsprechend eng sitzendem grauem Uniformkragen trat heraus. Soweit ich sehen konnte, war er unbewaffnet, allerdings hing ein Funkgerät an seinem Gürtel.



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